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Werner Schwarz. Foto: Kathrin Iselt-Segert

Liebe Bäuerinnen und Bauern, das abgelaufene Jahr 2016 war sehr anstrengend:

  • schwere Preiskrisen bei Milch und Fleisch,
  • ein schwaches Jahr im Ackerbau,
  • weiterer Wettbewerbsdruck im Lebensmittelhandel,
  • die Nitrat-Klage der EU,
  • Geflügelgrippe in Deutschland,
  • Schweinepest an der EU-Ostgrenze,
  • Medienberichte, die uns schockieren.

Dabei sind wir so gut wie nie zuvor.
Besorgniserregende Rückstände von Antibiotika oder Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln? Fehlanzeige. Wir haben den Einsatz von Antibiotika massiv reduziert, auch bei den Reserveantibiotika. Den Tierschutz verbessern wir. Millionen von Schweinen und Geflügel profitieren von der Initiative Tierwohl. Gegen die Schlachtung tragender Rinder haben wir uns klar positioniert.

Und es bewegt sich noch mehr: Wir suchen aktiv nach Lösungen beim Schwänzekupieren der Schweine, Enthornen der Kälber oder Schnäbelkürzen im Geflügelbereich. Wir beteiligen uns am Runden Tisch Nährstoffmanagement und fordern, die Düngeverordnung endlich zu novellieren. Denn Nitrat gehört in die Pflanze und nicht ins Wasser.

Wir stellen uns damit berechtigter Kritik. Nicht alle Kritik an unserer Landwirtschaft ist aber berechtigt. Leider wird allzu häufig vorschnell der Stab über die moderne Landwirtschaft gebrochen. Es wird vergessen, welch unschätzbare Vorteile die Produktionsfortschritte für die allgemeine Wohlfahrt gebracht haben.

Liebe Berufskolleginnen und -kollegen, es gibt einen Grundsatz, der unsere westliche Werteordnung seit Langem prägt: Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein! Die Botschaft: Niemand ist ohne Schuld. Diese Erkenntnis vermeidet Überheblichkeit auf beiden Seiten, und sie lässt den Neuanfang zu. Inzwischen aber scheint diese Tugend von einer anderen abgelöst zu werden, die darin besteht, den
ersten und die meisten Steine zu werfen. Ich sehe dies mit einem großen Unbehagen und plädiere deshalb für einen – möglichst gemeinsamen – Neuanfang.

Deshalb fordere ich Sie als Berufskolleginnen und -kollegen auf:

  • Machen wir etwas gut, dann zeigen wir es doch.
  • Machen wir etwas noch nicht so gut, verändern wir es.

Ja, es läuft in manchem Stall etwas falsch. Ja, es gibt regional Probleme mit dem Nitrat. Aber Landwirtschaft bewegt sich. Wir haben heute viele Forderungen umgesetzt, die uns vor 20 Jahren als unmöglich erschienen. Und wir werden in 20 Jahren noch viel besser sein – aus eigener Kraft. Aber wir brauchen Zeit und vor allem das nötige Geld, um unsere Betriebe in die Zukunft zu führen und den ländlichen Raum zu erhalten. Denn es ist unmöglich, eine Landschaft, die durch Landwirtschaft geschaffen wurde, zu erhalten, ohne diese weiter als Wirtschaftsraum zu nutzen.

Für mich ist eine intensive und dabei nachhaltige Landwirtschaft die Zukunft und ein Gebot der Moral. Denn weltweit machen landwirtschaftlich nutzbare Gebiete 15 % der Landfläche aus, in Europa sind es 50 %, bei uns noch mehr. In den Hochertragsregionen dürfen wir nicht leichtfertig mit unseren wertvollen landwirtschaftlichen Flächen umgehen. Derzeit werden noch zu viele Flächen, auch durch die naturschutzrechtliche Ausgleichsregelung, der aktiven Landwirtschaft entzogen.

Landwirtschaft hat Zukunft. Der Markt lässt uns in diesem Jahr hoffnungsvoll nach vorn blicken. Viele andere Themen werden wir weiter begleiten. Gemeinsam werden wir es schaffen!

Ihnen wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Familien und ein glückliches neues Jahr.

Werner Schwarz

Präsident

Bauernverband Schleswig-Holstein