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Müssen Verbraucher bald eine Extraabgabe auf tierisch erzeugte Lebensmittel bezahlen? Foto: pixabay

Mehr Realismus in der Debatte um einen Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland empfiehlt der Präsident des Thünen-Instituts (TI), Prof. Folkhard Isermeyer. "Der Markt wird das Problem nicht lösen", sagte der Agrarökonom beim Tagesspiegel-Fachforum Landwirtschaft gestern in Berlin.

Eine Entwicklung, die allein dem Markt überlassen bleibe, werde nicht zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung führen. Isermeyer verwies auf wissenschaftliche Untersuchungen, nach denen nicht mehr als 30 % der Verbraucher offen für besonders tierwohlgerecht erzeugte Produkte seien.

Einen wirklichen Kurswechsel in der nationalen Tierhaltung kann dem Wissenschaftler zufolge allein die Politik herbeiführen. Notwendig sei eine neue Finanzarchitektur mit einer Abgabe auf Milch- und Fleischprodukte. Mit diesem Geld könnten Landwirte bezahlt werden, um die betrieblichen Mehrkosten einer artgerechteren Tierhaltung zu decken.

Isermeyer geht nicht davon aus, dass die Politik diesen "großen Wurf" kurzfristig in Angriff nehmen wird. Umso wichtiger sei es, die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, "bei denen noch keine Milliardensummen bewegt werden müssen". Der Thünen-Präsident schlägt zum einen vor, staatliche Aktivitäten wie das Tierwohllabel mit der Brancheninitiative Tierwohl als derzeit einzigem Ansatz mit echter Breitenwirkung zu kombinieren.

Zum anderen rät Isermeyer dazu, "Zielbilder" für eine zukunftsfähige Tierhaltung zu entwickeln und praktisch zu erproben. Bis Ende 2018 sollte es seiner Darstellung zufolge gelingen können, Ställe der Zukunft als Modellvorhaben in unterschiedlichen Teilen des Bundesgebiets zu errichten.

Bauernverband Schleswig-Holstein